Koordination „Pflege vor Ort“ durch Pflegelots*innen

Beschlussvorschlag:

Der Bürgermeister wird beauftragt, in den Stellenplänen 2023 und 2024 je zwei Stellen für Pflegelots*innen zur Koordination der „Pflege vor Ort“ zu schaffen.

Die Arbeit der Pflegelots*innen soll durch geeignete Büroräume, die auch als Anlaufstelle dienen, und eine Bürofachkraft (mind. 50% Stelle) unterstützt werden.

Dabei soll eine Kofinanzierung aus der Förderrichtlinie des Landes „Pflege vor Ort“ genutzt werden. Die notwendigen Restmittel sind im Haushalt zu veranschlagen.

Nach einem Jahr soll eine Evaluation der Koordination „Pflege vor Ort“ stattfinden, die die Grundlage zur Weiterentwicklung und Finanzierung der Maßnahme ab 2025 bildet.

Die Koordination „Pflege vor Ort“ kann an einen Träger (befristet entsprechend der Kofinanzierung) ausgeschrieben werden.

Problembeschreibung / Begründung:

Die Bevölkerungsstruktur Brandenburgs und dementsprechend Kleinmachnows verändert sich. In den kommenden Jahren ist mit einem deutlichen Anstieg des Durchschnittsalters und mit ihm des Pflegebedarfs zu rechnen. Dies stellt insbesondere Kommunen vor die Herausforderung, geeignete alters- und pflegegerechte Lebensräume zu gestalten. Welche Möglichkeiten gibt es, den Eintritt von Pflegebedürftigkeit zu verzögern sowie Umfang und Schwere des Pflegebedarfs zu verringern? Wie kann gutes Leben im Alter in der eigenen Häuslichkeit auch mit zunehmenden körperlichen und geistigen Einschränkungen so lange wie möglich gelingen?

In Kleinmachnow sind ca. 23% der Einwohner*innen älter als 65 Jahre (4.669 Menschen), davon sind über 13% (2.717 Menschen) älter als 75 Jahre. Bis 2030 wird der Anteil der über 65-Jährigen auf 32% der Bevölkerung, davon ca. 17% älter als 75, wachsen.

Im „Kommunalen Pflegedossier 2021“ für Kleinmachnow wird deutlich, dass Unterstützungsleistungen mehrheitlich nicht bekannt sind. So werden z.B. nur von 50% der Anspruchsberechtigten Entlastungsleistungen bezogen. Zuschüsse zu wohnumfeldverbessernden Maßnahmen werden nur von 5,5%, Verhinderungspflege nur von 15,6% der Anspruchsberechtigten bezogen. (Zahlen von 2019)

Diese Zahlen verdeutlichen die dringende Notwendigkeit von aufsuchender Beratung. Dieser Herausforderungen stellt sich die Koordination „Pflege vor Ort“ durch Pflegelots*innen. Das Angebot richtet sich an Einwohner*innen, die 70 Jahre und älter sind sowie ihre (pflegenden) Angehörigen.

Die Pflegelots*innen besuchen die Senior*innen nach deren vorheriger Zustimmung zuhause (aufsuchende Sozialarbeit) und beraten sie kostenlos und individuell. Das Angebot umfasst die präventiv ausgerichtete Beratung, beispielsweise zur sozialen Situation, gesundheitlichen und hauswirtschaftlichen Versorgung, Wohnsituation, Mobilität oder Hobbys und Kontakte. Außerdem sollen wohnortnahe und gut erreichbare Teilhabeangebote wie beispielsweise Senior*innentreffen, Bewegungsangebote, Veranstaltungen oder interessante Kurse vermittelt werden. Die besuchten Einwohner*innen werden sich dank des Angebots (Besuch und Beratung durch Pflegelots*innen) sicherer, informierter und wertgeschätzt fühlen. Ihnen soll ermöglicht werden, so lange wie möglich selbstbestimmt zu Hause leben zu können.

Durch die Pflegelots*innen werden gesundheitsfördernde Strukturen und Angebote in Kleinmachnow gestärkt. Denn eine weitere Aufgabe der Pflegelots*innen ist es, neue Angebote anzuregen bzw. zu initiieren und damit die Entwicklung gesundheits- und selbständigkeitsfördernder Infrastrukturen in Kleinmachnow mit voranzutreiben.

Der präventive Hausbesuch (aufsuchende Sozialarbeit) steht im Mittelpunkt der Tätigkeit der Pflegelots*innen. Dafür sollen sie regelmäßig an Weiterbildungen und Bedarfsworkshops, z.B. von der FAPIQ (Fachstelle Altern und Pflege im Quartier im Land Brandenburg) teilnehmen. 

Die Koordination „Pflege vor Ort“ kann zunächst mit einer/m Pflegelots*in starten. Die 2. Fachkraft wird eingestellt, sobald erforderlich. Den Pflegelots*innen wird ein Büro, das auch als Anlaufstelle dient, zur Verfügung gestellt. Dieses ist in der Folge im Mehrgenerationenhaus/Familienzentrum anzusiedeln und muss barrierefrei zugänglich sein. Die Bürofachkraft entlastet die Pflegelots*innen von administrativen Arbeiten und unterstützt bei der Recherche und Organisation von alltagsunterstützenden Angeboten für Pflegebedürftige und deren Angehörige.

Eine Trägerschaft durch den Träger des Familienzentrums wird angestrebt.

UPDATE:

Unser Antrag wurde in der GVV des 30.06.2022 mehrheitlich angenommen, nachdem er zuvor mehrere Fachausschüsse durchlief.

Artikel kommentieren

Ihre E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert. Mit der Nutzung dieses Formulars erklären Sie sich mit der Speicherung und Verarbeitung Ihrer Daten durch diese Website einverstanden. Weiteres entnehmen Sie bitte der Datenschutzerklärung.